Eine kulturhistorische Rekonstruktion
Eigener Eingang zu Castan’s Panopticum in der Kaisergalerie Berlin, Unter den Linden, 1878. Es gab noch drei weitere Zugänge.
CASTAN’S PANOPTICUM, zwischen 1869 und 1922 aktiv in Berlin und weiteren europäischen Großstädten, war eine stets aktualisierte, thematisch und stofflich breit aufgestellte Dauerausstellung mit wechselndem Begleitprogramm, diversen Spezialitätenüberraschungen sowie dauerhaft präsentierten Memorabilien. Im Kerngeschäft agierte es Zeit seiner Existenz als qualitativ hochwertiges Wachsfigurenkabinett. CASTAN’S PANOPTICUM stellte mit seinem Ausstellungskonzept, die Menschheit und deren diverse Entwicklungen plastisch, lebensgroß und zeitnahe vorzuführen, ein sinnliches, bildend-unterhaltsames Multi-Medienformat der Kaiserzeit dar.
Gründer und Veranstalter waren die Berliner Brüder Gustav und Louis Castan, ausgebildet als Anatom und Bildhauer unter der Ägide von J. G. Schadow an der Berliner Kunstakademie. Beide Castans entwickelten mit universalem Anspruch pionierhaft ein populäres Bildungs- und Unterhaltungsunternehmen, führten es von einem Berliner Unternehmens- zu einem internationalen Medienformat und betrieben seit den 1870er Jahren gezielt europäische Globalisierung als Geschäftsmodell.
Sie und ihr bildhauerisch tätiges Atelier wurden Leistungserbringer sowohl für Berliner und internationale Wissenschaftseinrichtungen als auch für europäische Universitäten. Als das dreidimensionale Bildformat CASTAN’S PANOPTICUM sowie dessen europäische Filialen und Konkurrenten nach dem Ersten Weltkrieg unterging, gerieten einzelne Objekte der millionenfach bestaunten Dauerausstellung in öffentliche und private Sammlungen. Spuren des seinerzeit weltbekannten Instituts verbergen sich bis heute in Archiven und Museen, in der historischen Presse, in Literatur, Kunst, Musik, Sprache, Grafik, Malerei, Fotografie und Film.
Im Jahr 2020 erschien in 35 reich illustrierten Themenheften erstmals diese repräsentative Gesamtdarstellung des historischen Multimediums CASTAN’S PANOPTICUM, eines der Vorgängermedien des darauffolgenden in der Technik gründenden Mediums Film. Herausgeberin und Autorin ist die Berliner Diplom-Historikerin Angelika Friederici.
Im Jahr 2024 erscheint von derselben Autorin die dazugehörige, die Monographie abschließende Sekundärquellen-Textsammlung unter dem Titel: „Castan’s Panopticum und Passage Panoptikum, Berlin. Eine Rekonstruktion aus Programm, Literatur und Wissenschaft.“